Lehrstuhl für Forensische Psychiatrie
Am Lehrstuhl für Forensische Psychiatrie forschen wir zu einem breiten Spektrum an wissenschaftlich und praktisch relevanten Themen. Wir verknüpfen Grundlagenforschung mit angewandter Forschung. Zu unseren Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem die Diagnostik, Therapie und Begutachtung von Straftäterinnen und Straftätern, das Risk-Assessment sowie die Kinder- und Jugendforensik. Ein zentrales Anliegen unserer Tätigkeit ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit, ein enger Praxisbezug und eine hohe wissenschaftliche Qualität. Die Mitglieder des Lehrstuhls vereinen Fachwissen aus den Disziplinen Psychiatrie, Psychologie, Recht und Kriminologie. Wir lösen praktische Probleme, nutzen aussagekräftige Methoden und orientieren uns an den Prinzipien der Wissenschafts- und Forschungsethik.
Technologische Innovationen sind in der forensischen Psychiatrie bisher wenig erforscht. Die vorliegende Machbarkeits- und Pilotstudie untersucht den Einsatz von virtueller Realität in der forensischen Therapie. Das ursprünglich in den Niederlanden entwickelte und in Schweden weiterentwickelte Behandlungsprogramm wird erstmalig in der Schweiz getestet und bei jugendlichen und erwachsenen straffälligen Personen an der UPK Basel erprobt.
Ansprechpersonen:
Dr. Cyril Boonmann, Madeleine Kirschstein & Dr. med. Madleina Manetsch
Die Kantamnesestudie ist eine Verlaufsuntersuchung von jugendlichen straffälligen Personen mit psychischen Problemen während und nach einer forensisch-psychiatrischen Behandlung. Ziel der Studie ist es zu untersuchen, ob die Therapie zu einer Rückfallreduktion, Verbesserung der psychischen Gesundheit sowie der Lebenszufriedenheit der Jugendlichen führt und welches allenfalls die therapeutischen Wirkfaktoren dafür sind. Das Forschungsprojekt liefert einen wichtigen Beitrag zur Qualitätskontrolle von Interventionen in der Jugendforensik.
Ansprechpersonen:
In diesem Projekt wird zunächst eine Übersicht zu Präventionsangeboten im Bereich des sexuellen Kindesmissbrauchs in der Schweiz geschaffen. Darauf aufbauend werden Erkenntnisse des 2PS-Projekts auf die Schweizer Bedürfnisse zugeschnitten und in die Präventionslandschaft implementiert. Das Projekt trägt dazu bei, die vom Bundesrat festgestellten Lücken im Beratungs- und Therapieangebot für Personen mit sexuellem Interesse an Kindern zu schliessen (siehe Bericht des Bundesrats).
Ansprechperson:
Sexueller Missbrauch und Ausbeutung von Kindern stellen weltweit ein zunehmendes Problem dar. Ziel des Projekts ist es, eine europaweit koordinierte Präventionsstrategie mit Fokus auf evidenzbasierten und bedarfsgerechten Angeboten für Personen mit sexuellem Interesse an Kindern zu entwickeln. Die UPK Basel engagieren sich hierbei insbesondere in der Entwicklung von praxistauglichen Leitlinien zur frühzeitigen Intervention bei gefährdeten Personen, bevor diese straffällig werden.
Ansprechperson:
Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) hat ihre Richtlinie "Umgang mit Sterben und Tod“ 2021 substanziell angepasst und stützt sich im Teil über die „Beihilfe zum Suizid“ stark auf ihre eigene Richtlinie "Urteilsfähigkeit in der medizinischen Praxis“ von 2019. Die eigene sachverständige Tätigkeit in strafrechtlichen Fällen zeigte leider, dass diese Richtlinien nicht immer eingehalten werden. Anhand von Polizeiakten wird die Qualität der Beurteilung der Urteilsfähigkeit retrospektiv analysiert mit dem Ziel, daraus Massnahmen zur Qualitätsverbesserung abzuleiten.
Ansprechperson:
Der Einsatz von Psychedelika in der forensischen Psychiatrie ist bisher kaum erforscht. Die vorliegende Machbarkeits- und Pilotstudie untersucht den Einsatz von Psychedelika in der forensischen Therapie. Aktuell werden mit verschiedenen Kooperationspartnern mögliche Anwendungen und Studienteilnehmer:innen geprüft sowie die Durchführbarkeit und Fallstricke diskutiert. Ergebnisse aus der Allgemeinpsychiatrie weisen auf eine möglicherweise hohe Wirksamkeit der Substanzgruppe hin.
Ansprechperson:
Das soziale Klima von Straf- und Massnahmenvollzugseinrichtungen rückt zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit der Forschung als moderierender Faktor für eine erfolgreiche Wiedereingliederung. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist unklar, welche Faktoren zu einem positiven sozialen Klima beitragen. Geschlossene Einrichtungen sind aufgrund der strafrechtlichen Rahmenbedingungen und der multiplen Belastungen des Klientels ein hoch spezifisches und herausforderndes Milieu. Das Projekt untersucht zunächst, wie sich die Dynamik zwischen den Klientinnen und Klienten und den Mitarbeitenden auf das soziale Klima auswirkt. Anschliessend ist geplant in Zusammenarbeit mit der "Compassionate Mind Forensic Special Interest Group" aus England eine auf Mitarbeitende ausgerichtete Intervention zu implementieren und evaluieren.
Ansprechperson:
Die Klinik für Forensik verfügt über ein breites Therapieangebot für straffällige Personen. Wir erstellen straf- und zivilrechtliche Gutachten und betreiben Forschung zu psychiatrisch-rechtlichen Fragestellungen.
Mitglieder unseres Forschungsteams sind auch in der Hauptabteilung Forschung & Entwicklung bei Justizvollzug & Wiedereingliederung tätig. Gemeinsam setzen wir verschiedene Projekte um.
Wir engagieren uns an der Universität Konstanz als Dozierende im Weiterbildungsmaster Forensische Psychologie und sind assoziierte Partner in drittmittelgeförderten Projekten.